Schwalben und Mauersegler
Vom Fels ins Häusermeer
Obwohl äußerlich sehr ähnlich, sind Schwalben und Mauersegler nicht miteinander verwandt. Mauersegler stehen den Kolibris näher. Mehl- und Rauchschwalben sind wie die Mauersegler zur Fortpflanzung weitgehend auf den Menschen angewiesen, denn fast alle Bruten finden an Gebäuden statt. Der Mensch sorgt mit seinen Bauten für „künstliche“ Felsvorsprünge und Nischen. Mehlschwalben und Mauersegler bauen ihre Nester außen, während die Rauchschwalben im Gebäudeinneren brüten. Früher gab es kaum einen Viehstall ohne Nester der Rauchschwalbe; Mauersegler und Schwalben tummelten sich in Scharen am Himmel über den Dörfern und Städten. Vermutlich sind diese einstigen Felsbrüter schon im Mittelalter dem Menschen in die Städte und Dörfer gefolgt. Die strukturreichen Mauern, Lücken und Nischen zusammen mit dem reichen Nahrungsangebot an Insekten und feuchten, lehmigen Böden boten gute Brutmöglichkeiten. Leider zeigt sich heute die umgekehrte Entwicklung. Moderne Häuser und Ställe bieten kaum Brutmöglichkeiten, befestigte Höfe und Wege keine Schlammpfützen. Artenhilfsmaßnahmen für Schwalben und Mauersegler sind daher wichtig.
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Mauersegler
Mauersegler sind ausdauernde Flieger. Außerhalb der Brutzeit verbringen sie Tag und Nacht in der Luft und schlafen sogar fliegend. Ihre Nester bauen sie in Mauerlöchern, Nischen im Dach und anderen Gebäudehohlräumen. Durch Renovierungen, aber auch weil sich die Hausbesitzer durch die Vögel gestört fühlen, werden immer wieder Nistplätze zerstört – eine Katastrophe für die ausgesprochen brutplatztreuen Mauersegler. Die Aufzucht der Jungen dauert mit mindestens acht Wochen verhältnismäßig lange, denn der Nachwuchs muss beim Ausfliegen völlig selbständig sein und eine gut entwickelte Flugmuskulatur besitzen, um für das Leben in der Luft gerüstet zu sein.
Mauersegler brüten in Gebäudenischen. Ihnen kann mit speziellen Niststeinen geholfen werden.
Rauchschwalbe
Rechzeitig zum Frühlingsbeginn kehren die Rauchschwalben aus Afrika zurück. Ihre Lehmnester bauen sie am liebsten im Innern von Viehställen. Das Aufziehen der Jungen ist für die Schwalbeneltern Schwerstarbeit. Denn bis die Kleinen groß sind, müssen über 100.000 Fliegen und Mücken verfüttert werden, das ist mehr als ein Kilogramm Insekten. Längere Regenperioden, in denen nur wenige Insekten fliegen, sind fatal. Umso wichtiger ist es, zumindest die Nistplätze zu erhalten und die Vögel nicht aus den Ställen auszusperren. Für Rauchschwalben sind ständig geöffnete Luken oder Fenster in Ställen, Scheunen, Schuppen und Garagen notwendig.
Mehlschwalbe
Im Gegensatz zu Rauchschwalben brüten Mehlschwalben außen an Gebäuden. Für ein Nest, das bis auf eine kleine Flugöffnung zugemauert wird, sind zwischen 700 und 1500 Klümpchen aus Erde, Ton oder Schlamm nötig. Ein Nest wird bis zu sieben oder mehr Jahren genutzt. Auch die Mehlschwalbe lebt von Fluginsekten – wichtig sind deshalb insektenreiche Lebensräume, die auch bei schlechtem Wetter ein Minimum an Nahrung bieten, zB Gräben, Hecken, Streuobstwiese, Weideflächen oder Ackerrandstreifen. Mit künstlichen Nestern (im Handel erhältlich) nimmt man den Vögeln das Problem, geeignetes Nistmaterial zu finden. Oft hilft auch schon das Anbringen von Nistbrettern als Unterlage für den Nestbau.
Unterlagen / Links
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (2009): Rauch- und Mehlschwalben. Mitbewohner unserer Gebäude. Sammelreihe Natur und Landschaft 1, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie - Abt. Natur, Landschaft, Boden, LfULG, Dresden,
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J. Over (2015): Leitfaden für den Schwalbenschutz. Praxiswissen und Aktionsideen rund um die gebäudebrütenden Schwalbenarten auch für Kindergruppen und Schulklassen. NABU Niedersachsen, Hannover, 74 S.,
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I. Scholl (2016): Nistplätze für Mauer- und Alpensegler. Praktische Informationen rund um Baufragen. 2. Überarbeitete Auflage, Verhalten und Oekologie, Uster, 36 S.
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Naturschutzbund Deutschland Landesverband Berlin: Naturschutz am Haus. Berlin, 42 S.,
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Wiener Umweltschutzabteilung MA 22 (2005): Wohnservice für Wildtiere. Magistrat der Stadt Wien, 31 S.,
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