Damm, Böschung, Wegrand
Lebensräume aus zweiter Hand
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• | Pflanzen: Viele Arten der Mager- und Trockenstandorte sind im Vergleich zu den Pflanzen der Wirtschaftswiesen konkurrenzschwach, d.h. langsam wachsend und lichtbedürftig. Düngung verdrängt diese Arten. Zu den bekannten Blumen ungedüngter Magerwiesen zählen beispielsweise die Orchideen, unter denen auch seltene Arten an Dammböschungen ihren Lebensraum aus zweiter Hand gefunden haben. => mehr zum Thema Orchideen |
• | Tierwelt: In Saumbiotopen und an Dammböschungen leben viele hundert Tierarten. Das sind oft Blüten besuchende Insekten, beispielsweise Schmetterlinge, die von der Blumenvielfalt der Magerwiesen profitieren. Aber auch für zahlreiche Wildbienen wurden Dämme zu unverzichtbaren Sekundärlebensräumen, wo sie Nahrung finden und ihre Niströhren bauen können. In manchen Regionen haben Reptilien wie Zauneidechse und Schlingnatter die wichtigsten Vorkommen auf Dämmen und Böschungen. => mehr zum Thema Wildbienen => mehr zum Thema Reptilien schützen |
• | Lebensraumvernetzung: Oft erstrecken sich Hochwasserschutz- und Bahndämme durch intensiv genutzte Agrarlandschaften und Siedlungsgebiete, die Pflanzen und Tieren kaum Ausbreitungsmöglichkeiten bieten. Daher kommt diesen Strukturen eine wichtige Funktion als Vernetzungselemente, als Trittsteinbiotope zu, die den Individuenaustausch zwischen einzelnen Populationen erleichtern. => mehr zum Thema Prinzip des Biotopverbunds |
• | Landschaftsbild: Nicht zuletzt erfreuen bunte Wegränder und Böschungen unser Auge, wertet die Blumenvielfalt das Landschaftsbild auf. => mehr zum Thema Heimische Landschaftsästhetik |
• | Nährstoffarme Standorte schaffen: Entstehen durch Baumaßnahmen neue
Böschungen, erfolgt anschließend oft eine Abdeckung mit nährstoffreichem Humus, ergänzt durch eine Startdüngung. Dies sind die besten Voraussetzungen für monotone und artenarme Lebensräume, die intensiv gepflegt werden müssen und dadurch für lange Zeit hohe Kosten verursachen. Besser sollte mit nährstoffarmen Substraten gearbeitet werden, beispielsweise mit Sand oder sogar mit Kies. Zwar entwickelt sich die Vegetation auf diesen „Extremstandorten“ langsamer als auf nährstoffreichen, dafür besteht die Chance zur Entwicklung artenreicher Lebensräume, die zugleich pflegeextensiv sind, d.h. künftig geringere Kosten verursachen. |
• | Standorttypisches Saatgut wählen: Wichtig ist die Wahl eines standortangepassten Saatgutes. In größeren Betrieben werden oft nur zwei unterschiedliche Saatgutmischen verwendet – eine für Landwirtschaftsflächen und eine Rasenmischung für Gärten – und beide sind für die Entwicklung von artenreichen Lebensräumen kaum geeignet. So ist beispielsweise für Kiesflächen, sofern diese nicht überhaupt der spontanen Begrünung überlassen werden, ein anderes Saatgut zu wählen als für humose Standorte. Aus ökologischer Sicht ist dabei auf die regionale Herkunft zu achten, dh auf die Aussaat von autochthonen Pflanzen, die an die lokalen Verhältnisse angepasst sind. Am besten erfolgt dies in Form einer Heugrassaat bzw Mähgutübertragung, bei der artenreiche Flächen mit ähnlichen Standortverhältnissen in der Nähe gemäht werden und das Mähgut auf den zu begrünenden Flächen ausgebracht wird. Dies garantiert die Entwicklung von artenreichen Lebensräumen mit an die lokalen Verhältnisse angepassten Ökotypen. => mehr zum Thema Naturnahe Begrünungen => mehr zum Thema Autochthon - Allochthon |
• | Keine Düngung: Der Verzicht auf Düngung ist entscheidend für die Entwicklung artenreicher Lebensräume. Zudem ist die Durchwurzelung von nährstoffarmen Standorten besser als von nährstoffreichen, weil die Pflanzen mit ihren Wurzeln tief in den Boden vordringen müssen, um ausreichend Nährstoffe zu finden. Düngung verschiebt das Verhältnis von unterirdischer Pflanzenbiomasse zu oberirdischer zugunsten der oberirdischen Biomasse, wodurch wiederum der Pflegeaufwand erhöht wird. Nährstoffarme Böschungen sind daher besser durchwurzelt und somit auch stabiler gegenüber mechanischen Belastungen wie Hochwässern. |
• | Standortangepasste Pflege: Die Pflege erfolgt am besten durch Mahd, bei der anschließend das Mähgut getrocknet und entfernt wird. Auf ein Mulchen mit einem Saugmäher ist möglichst zu verzichten, da diese Pflegemethode zahlreiche Kleintiere tötet. In manchen Fällen ist auch eine Beweidung zweckmäßig. Die Pflegeintensität orientiert sich an der Produktivität der Flächen, d.h. an der Nährstoffversorgung. Ideal ist ein Schnitt im Spätsommer oder Herbst, bei stärkerem Vegetationswachstum auch zwei Schnitte pro Jahr. Kleinere Bereiche, die nur alle zwei oder drei Jahre gemäht werden, fördern die Strukturvielfalt und damit die Artenvielfalt zusätzlich. In wichtigen Lebensräumen für Insekten ist eine zeitlich versetzte bzw. abschnittsweise Mahd ideal, da eine großflächige Mahd blütenbesuchenden Insekten schlagartig die Nahrungsgrundlage entzieht. => mehr zum Thema Naturnahe Pflegemaßnahmen |
• | Verzicht auf Pestizide: Herbizide und Insektizide sind Umweltgifte und bei der Pflege von Dämmen, Straßenrändern und Säumen fehl am Platz. Dies gilt auch für das noch immer eingesetzte Herbizid „Roundup“ (weitere Informationen) |